Das Interview führte Gerd Mischler im Rahmen des buildingSMART International Standards Summit/17. BIM-Anwendertag, am 29.03.2019
Im Januar fand der erste Weiterbildungskurs auf Grundlage des Professional Certification Programms von buildingSMART International statt. Sarah Merz und Timo Kretschmer, die in der Fachgruppe "Zertifizierung" für buildingSMART Deutschland an der Erarbeitung des Programms beteiligt waren, erklären, warum ein gemeinsamer Bildungsstandard Grundlage für den Wandel in der Planungskultur ist.
Im Januar startete der erste Kurs im Rahmen des buildingSMART Professional Certification Programms. Seitdem wurden fast 300 Zertifikate vergeben. Worum geht es bei dem Programm?
Merz: Darum, eine einheitliche Terminologie und eine gemeinsame Sprache zu verbreiten, in der wir uns über Sachverhalte und Prozesse bei BIM-Projekten unterhalten.
Warum ist das wichtig?
Merz: In der Baubranche sind viele Spezialisten tätig, die ganz unterschiedliche Leistungen erbringen. Wenn sie effizient und erfolgreich zusammenarbeiten wollen, brauchen sie eine gemeinsame Terminologie.
Das heißt, das Programm leistet einen Beitrag zum Wandel der Planungskultur bei BIM-Projekten?
Kretschmer: Genau. Ohne diesen Wandel werden wir es nicht schaffen, die Planungs- und Bauqualität bei Projekten zu steigern. Bislang arbeiten wir einzelne Aufgaben oft hintereinander ab, statt von Anfang an gemeinsam vorzugehen. Diese Kooperation erfordert ein von allen Beteiligten geteiltes Basiswissen sowie die Fähigkeit Werkzeuge so einzusetzen, dass bei der Datenkommunikation zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Informationen fließen.
Merz: Und das Bewusstsein dafür, warum ein anderer Projektbeteiligter handelt, wie er handelt und was er von mir braucht, um seine Leistung erbringen zu können. Erst das ermöglicht eine effiziente und produktive Zusammenarbeit.
Wie wird das Programm angenommen?
Merz: In Deutschland haben wir inzwischen 22 Bildungsanbieter gelistet, die die Qualitätsanforderungen des Programms erfüllen – darunter unter anderem eine Ingenieurkammer und mehrere Hochschulen.
Wieso nehmen auch Hochschulen teil?
Kretschmer: Weil die Nachfrage der Studierenden nach diesem Bildungsangebot sehr groß ist. Sie wissen, dass sie noch besser in die Arbeitswelt starten, wenn sie ihre BIM-Kenntnisse mit einem Zertifikat nachweisen können. Außerdem erhalten wir Anfragen unserer Alumni, ob sie sich bei uns nicht nachträglich weiterbilden und zertifizieren lassen können.
Zu den Personen:
Sarah Merz und Timo Kretschmer vertreten das deutsche Chapter in der Arbeitsgruppe von buildingSMART International, die das Professional Certification erarbeitet hat. Merz ist außerdem Head of Academy beim Bildungsanbieter EduBIM, Kretschmer unterrichtet BIM an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig.
Quelle:https://www.buildingsmart2019.de/de/rueckblick/interview-professional-certification-programm.html, Gerd Mischler [12.04.2019; 09:30 Uhr]